Im Saal 1001 zeigte die Juristische Fakultät der Universität Augsburg unseren Film am 28.03.19. Die Diskussion und der anschließende Empfang im kleineren Kreis zeigte uns noch einmal wie
nachhaltig ergreifend der Filminhalt auf die Zuschauerinnen und Zuschauer wirkt. Fragen die uns heute betroffen machen stehen anschließend im Vordergrund und verbinden die Zeitgeschichte im
Rückblick. Besonders auch für Juristen ein interessantes Themenfeld.
Prof. Christoph Becker schrieb uns seine Gedanken
zum Dokumentarfilm "Die Stille schreit":
"Der von Josef Pröll und Miriam Friedmann geschaffene Dokumentarfilm „Die Stille schreit“ bewegt durch seine Wirklichkeit. Was er zeigt, ist kein Schauspiel, sondern die Realität des Hasses von Menschen gegen Menschen. Die Geschichte nennt uns unvorstellbare Zahlen an Opfern der im zwanzigsten Jahrhundert mitten in Europa entstandenen Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus. Erfahrbar werden Nachgeborenen die Ereignisse erst mit dem Aufspüren von Schicksalen einzelner Opfer.
Der Dokumentarfilm zeigt, wie die Augsburger Unternehmerfamilien Friedmann und Oberdorfer aus ihrer Existenz gedrängt wurden. Sie wurden zunächst ihrer materiellen Grundlagen beraubt, dann verloren viele Familienmitglieder ihr Leben. Alles trug sich in einer Scheinlegalität von Gesetzgebung und Verordnungen, Verwaltungsvorschriften und gehorsamem Vollzug mit vielfacher Nutznießerschaft zu.
Die mechanische Kälte dieses Getriebes bestand aus Menschenverachtung, Gleichgültigkeit und Habgier. Die Dokumentation mahnt zu fortwährender Wachsamkeit des
Gewissens und eigenverantwortlichem Befragen stets mißbrauchsanfälliger hoheitlicher Regelsetzung und ihres Vollzuges auf Verträglichkeit mit Menschenwürde, Freiheit und Gleichheit."
Ulrich Derlien:
"Der Film hat ein ganz persönliches und konkretes Bild Ihrer Augsburger Vorfahren und Menschen
jüdischer Abstammung wieder auferstehen lassen, welche erst ungläubig staunend und später hoffnungslos verloren durch die Gnadenlosigkeit der Geschehnisse in Verderben, Flucht und später ins
Vergessen geführt wurden. Die Vergangenheit und Gegenwart mit ihren Plätzen, Menschen und Verhalten verschwimmen immer wieder in der Betrachtung; die Zeit wird dadurch durchlässig und spürbar.
Täglich aufgesuchte Orte erlangen Leben. Dadurch verliert das Thema auch seine Abstraktheit und ermöglicht einen außerordentlich intensiven und berührenden unmittelbaren Zugang. Sie haben den
Film als Reflektion einer gemeinsamen Vergangenheit der heutigen Nachfahren ins Werk gesetzt, er lässt die Gedanken des
Betrachters fließen und dem eigenen Nachdenken viel Raum. Die Stille ist lebendig geworden; sie mahnt nachdrücklich Achtsamkeit im Miteinander und für unsere Grundwerte an. Dafür bedanke ich mich
bei Miriam Friedmann, Herrn Pröll, Ihrem Mann und allen Mitschaffenden. [Ulrich Derlien, RA/StB]"
(Ulrich Derlien ist u.a. Vorstandsmitglied der Juristischen Gesellschaft Augsburg e.V. | Anm. d. Red.)